Die Suche nach dem Geheimrezept: Kann man Leadership lernen?

Im 2007 veröffentlichten Walt-Disney-Animationsfilm Ratatouille versucht eine kleine Ratte namens Remy ihren Traum zu verwirklichen: der Leidenschaft des Kochens nachzugehen. Durch ein Abenteuer gelingt es ihr sich in der französischen Küche zu beweisen, indem sie einem jungen Mann dabei hilft, das Unmögliche möglich zu machen, nämlich ein ausgezeichneter Koch zu werden. Nach einigen dramatischen Wendungen nimmt die Geschichte natürlich ein gutes Ende und schließt mit dem sehr interessanten Zitat eines Meisterkochs: „Jeder kann kochen.“ Um aber bei unserem Spezialgebiet zu bleiben: Wie sieht es im Vergleich dazu mit Leadership aus? Kann man Leadership lernen?

 

Jede:r kann Leadership… oder?

Als Leadership-Enthusiast ist mein erster Gedanke dazu: Ja. Oder… doch nicht? Der Mangel an Leadership-Qualitäten in vielen Unternehmen ist oft so offensichtlich wie die Unangefochtenheit der französischen Küche. Gehen wir der Frage also doch lieber Schritt für Schritt auf den Grund – vielleicht entdecken wir ja gleich das richtige Gewürz, um Leadership so vielen wie möglich schmackhaft zu machen. Vielleicht ist nicht jede:r ein Leadership-Talent, aber jede:r kann Leadership lernen?

 

Eine Frage des Rezepts?

Im Finale des Films müssen Remy und sein Compagnon sich dem wohl kritischsten Gaumen Frankreichs stellen. Dabei entscheiden sie sich für ein einfaches, aber sehr beliebtes Rezept: Ratatouille. Kochen funktioniert nach Rezept. Funktioniert auch Leadership nach Rezept? Zweifellos gibt es eine Unmenge an Methoden, Modellen und sogenannten Best Practices im Bereich Leadership. Doch sind diese auch eine Garantie für Erfolg?

Jede:r hat schon einmal nach Rezept gekocht. Vor allem bei den ersten Versuchen. Leadership nach Modell lernen. Ist das möglich? Ich denke, es ist nicht nur möglich, sondern notwendig. Es mag sehr wohl einen Instinkt und vielleicht sogar ein Talent für gute Führung geben, aber die Fundamente müssen gelernt und gefestigt werden. Sei es die Vorbereitung von herausfordernden Feedback-Gesprächen oder der Umgang mit schwierigen strategischen Entscheidungen.

Perfektioniert werden Gerichte natürlich mit Erfahrung und letztendlich auch mit dem eigenen Charakter. Auch Leadership braucht ganz persönliche Erfahrungen, die geprägt sind von Stürzen und wieder aufstehen. Eine versalzene Suppe ist immer die erste und letzte. Der Wert des Lernens ist auch im Leadership der entscheidende Faktor. Die Demut, Führungsfehler anzunehmen und sie in Form einer Lernschleife in die eigene Führungspersönlichkeit zu integrieren, ist der Schlüssel.

 

Das Feuer der Leidenschaft

Ein exzellentes Restaurant setzt sich aus vielen Faktoren zusammen: Das Ambiente, die Atmosphäre, das Personal und vor allem die Qualität der Gerichte. Die Geschichte hat gezeigt, dass ein heruntergekommenes Restaurant mit fantastischem Essen einem Restaurant mit mäßigem Essen mit schönen Äußerlichkeiten immer bevorzugt werden wird. Der Kern ist nämlich das Geschmackserlebnis. So ist auch die Essenz in erfolgreichen Unternehmen exzellentes Leadership. Diese Exzellenz kommt vor allem dadurch zum Ausdruck, dass sie sich mitteilt und andere inspiriert. Das Feuer der Leidenschaft muss also auf andere übergreifen.

Gute und schöne Dinge teilen sich immer mit und bleiben nicht verborgen. Deshalb glaube ich auch nicht blind an Leadership-Versprechen und Slogans. Vielmehr schaue ich auf die Auswirkungen auf die Teams in den Organisationen. Ihr Verhalten und ihre Arbeitsweise sind eine Referenz für die Nachhaltigkeit der Führung im Unternehmen. Zwar beginnt Leadership bei jedem Einzelnen, jedoch muss sie im Laufe der Zeit ihren Fokus auf die Umgebung lenken – auf die Menschen, die unmittelbar innerhalb meines Wirkungsbereiches als Leader:in liegen. Köch:innen, die primär die Perfektion des eigenen Talents suchen und nicht das Lächeln ihrer Gäste als Hauptmotivation haben, werden das Gegenteil erreichen. Keinen Stern, keine Haube – Themenverfehlung.

 

Die Kraft der Kreativität

Also kann nun jede:r Leadership? Ich denke, die Analogie zum Kochen ist sehr gut. Jede:r kann damit starten und somit einen Prozess des Lernens in Gang setzen. Im Laufe dieses Prozesses wird mit der Erfahrung der Moment kommen, wo Kreativität gefordert wird, und man beginnt einen eigenen Stil zu etablieren, der einem zur Führungspersönlichkeit macht, die man sein will und die deine Organisation braucht. Ich gebe zu, nicht jede:r sprüht vor Kreativität. Vielleicht hilft es dir, nicht zu sehr auf das zu schauen, was und wie es andere machen, sondern auf deine eigenen Talente. Dort liegt nämlich deine Kreativität versteckt. Sei es deine Fähigkeit zuzuhören, deine Fähigkeit Ideen umzusetzen oder deine Fähigkeit Teams zu koordinieren. Baue darauf auf und sei immer bereit auf Feedback zu hören.

 

Das Geheimrezept: machen und lernen

So richtig geheim ist das Rezept dann wohl doch nicht. Und auch keine Abkürzung, um Leadership von heute auf morgen zu beherrschen. Wir sind allerdings der Meinung, dass jede:r Leadership lernen kann. Genauso wie jede:r kochen lernen kann. Rezepte, also Modelle und Theorien, helfen vor allem anfangs sehr dabei. Und dann heißt es: einfach machen, dazulernen, weitermachen, adaptieren, noch mehr dazulernen… um schließlich irgendwann deinen eigenen Stil zu entwickeln, der auf deinen ganz persönlichen Stärken und Talenten basiert. Mach dir deine geheimen Zutaten und Gewürze zunutze und entwickle so deinen eigenen Führungsstil!